HandlungsfelderWesentlichkeit – was ist das?

Wer sich mit Nachhaltigkeit im Unternehmen auseinandersetzt, muss früher oder später (am besten früher) entscheiden, um welche der vielen Nachhaltigkeitsthemen er/sie sich kümmern muss. Denn jedes Unternehmen ist anders. Je nach Kerngeschäft sind soziale und ökologische Aspekte in unterschiedlicher Art und Weise sowie in unterschiedlichen Ausmaßen betroffen. Hinzu kommen die oft divergenten Bedürfnisse und Erwartungen von Stakeholdern (mehr dazu in meinem separaten Blog-Beitrag). Um die wesentlichen von den unwesentlichen Themen unterscheiden zu können, bedient man sich hier der Wesentlichkeitsanalyse.

Dienstleistungsunternehmen verfügen üblicherweise nicht über die typische Lieferkette eines produzierenden Unternehmens, die von der Rohstoffgewinnung, über Zwischenprodukte, Transport, finale Herstellung und Vertrieb reicht. Doch auch bei Dienstleistern entstehen soziale und ökologische Einflüsse, die zu berücksichtigen sind.

Mit Hilfe der Wesentlichkeitsanalyse wird ermittelt, welche bedeutenden, also wesentlichen, Auswirkungen soziale und ökologische Aspekte auf die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens haben. Diese bildet den Kern der Nachhaltigkeitsstrategie und bestimmt, welche Themen mit welchen Maßnahmen bearbeitet werden.

Doppelte Wesentlichkeit – Inside-out- & Outside-in-Perspektive

Im Rahmen der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements der letzten Jahre sowie verschärfter Berichtspflichten (CSRD), hat sich die Betrachtung der Wesentlichkeit aus zwei Perspektiven etabliert: die Inside-out-Perspektive und die Outside-in-Perspektive – also die sogenannte doppelte Wesentlichkeit.

  • Bei der Inside-out-Perspektive untersucht das Nachhaltigkeitsteam, welche wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen durch die Geschäftstätigkeit des Unternehmens beeinflusst werden.
  • Während bei der Outside-in-Perspektive untersucht wird, welche wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen auf die Geschäftstätigkeit einwirken.

Beide Elemente haben einen erheblichen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. Sie ermöglichen im Übrigen auch eine Risikobetrachtung, die für einen vorausschauenden Unternehmer, der zukunftsfähig bleiben möchte, von großer Bedeutung sein muss.

Methodik

Mit welcher Methode geht man am besten an die Analyse heran? Zunächst sollten Sie sich im Klaren sein, welche Nachhaltigkeitsthemen überhaupt existieren. Denn wir bewegen uns hier auf einem weiten Feld und es scheint anfangs nicht leicht, es einzugrenzen.

Themenliste soziale und ökologische Nachhaltigkeit

Eine Möglichkeit ist, sich die Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) näher anzusehen und diese als Themenliste zu verwenden. Gehen Sie jedes Thema einzeln durch und untersuchen Sie es mit Hilfe der Wesentlichkeitsmatrix. Der DNK bietet somit einen wichtigen und niedrigschwelligen Anhaltspunkt, welche Nachhaltigkeitsthemen betroffen sein könnten. Mit Blick auf die auf uns zukommende CSRD, wird diese Liste erweitert werden und zusätzliche Kriterien und Leistungsindikatoren mit sich bringen.

Für eine tiefergehende Analyse verwende ich gerne die N-Kompass-Methode. Diese ist sehr umfangreich und branchenspezifisch zugeschnitten und ermöglicht einen 360-Grad-Rundumblick.

Matrix

Inside-Out & Outside-In-Perspektive

Um anschließend beurteilen zu können, inwiefern die genannten Themen einen Einfluss auf Ihre Geschäftstätigkeit haben und umgekehrt, welchen Einfluss Ihre Geschäftstätigkeit auf die Nachhaltigkeitsthemen hat, hat sich die Matrix als hilfreiches Instrument etabliert. Hier legen Sie mit Hilfe eine X-Y-Achse fest, welche Einflüsse existieren.

Dies ist insbesondere im Workshop-Charakter der Wesentlichkeitsanalyse zusammen mit weiteren Kollegen sehr nützlich, da sie die Wesentlichkeit der Themen visuell darstellt. Schreiben sie die Themen auf Moderationskarten und pinnen Sie sie in der Matrix an das Metaboard.

Erwartungen der Stakeholder (Anspruchsgruppen)

Wichtig dabei ist, dass Sie hier nicht nur den Blickwinkel des Unternehmens betrachten, sondern stets auch die Erwartungen der Stakeholder. So sollte einer Wesentlichkeitsanalyse also immer eine Stakeholder-Definition, Stakeholderanalyse und ein Stakeholderdialog vorausgehen.

Nutzen und Funktion der Wesentlichkeitsanalyse auf einen Blick:

  • Wissen über relevante (also wesentliche) Nachhaltigkeitsthemen erlangen
  • Bedürfnis und Erwartungen der Stakeholder erkennen
  • strategische Basis für Nachhaltigkeitsmanagement schaffen
  • Chancen erkennen und wahrnehmen
  • Risiken erkennen und wo möglich eliminieren oder entschärfen

Hilfe benötigt?

Sie benötigen Hilfe bei der Erstellung einer Stakeholder-Definition & -Analyse? Sie möchten den Stakeholder-Dialog gerne an Experten übergeben? Dann kommen Sie auf mich zu. Gemeinsam mit meinen Experten-Kollegen von den sustainable natives unterstützen wir Sie bei Ihren nächsten Schritten bis hin zu einem Nachhaltigkeitsprogramm.

alka.celic@csr-ce.de