Wie teuer ist Nachhaltigkeit?
„Es gibt keine billigen Lebensmittel“ sagt Emmanuel Faber, Danone-Chef in einem SPIEGEL-Interview (Nr. 24/8.6.2019). Das sehe ich genau so, möchte diese Behauptung aber ausweiten: Es gibt keine billigen Produkte. Denn wenn der Preis niedrig ist, gibt es jemand anderen, der dafür bezahlt – die Umwelt, der Arbeiter, die Gesundheit des Verbrauchers.
Vor diesem Hintergrund beantwortet sich die oft gestellte Frage „Was kostet mich CSR?“ von selbst. In meinen Jahren als CSR-Beraterin und Trainerin wurde ich das schon oft gefragt und ich tat mich anfangs schwer mit einer Antwort. Mittlerweile entgegne ich, dass es viel wichtiger sei, sich zu fragen, „Was kostet es mich, wenn ich es NICHT tue?“
Unsere Wirtschaft basiert noch auf dem Prinzip, dass etwas oder jemand den Preis für unseren Wohlstand bezahlt. Wir selbst sind es nicht, also muss es jemand anderes sein. In Zeiten einer globalisierten Welt ist das aber nicht mehr zeitgemäß.
Umweltzerstörung und Ausbeutung werden uns auf die Füße fallen
Die lokale Bevölkerung in den Ländern, die unsere vermeintlich billigen Produkte herstellen, leidet unter finanzieller, gesundheitlicher und menschenrechtlicher Ausbeutung. Die lokale Umwelt wird für die Gewinnung von Rohstoffen zerstört. Transporte rund um die Welt steigern den CO2-Ausstoß ins Unermessliche. Damit entziehen wir den Locals nicht nur die Lebensgrundlage, sondern sorgen für eine Wanderungsbewegung zu uns nach Europa. Sie möchten ein Stück vom Kuchen des Wohlstands abhaben. Wer ehrlich ist, muss zugeben, dass sie das Stück mit Recht für sich verlangen. Wieso sollte nur der Westen profitieren?
Gleichzeitig leiden wir unter der globalen Klimaveränderung, die unseren Bauern mitten im grünen Deutschland trockene Sommer mit Starkregen beschert. Die Winter werden wärmer und trockener. Artenschwund ist an der Tagesordnung. Die Aktionen zur Rettung der Bienen scheinen hier eher ein verzweifeltes Aufbäumen als eine echte Strategie gegen den Wandel zu sein.
Zusammenhänge verstehen – unternehmerisch denken
Es ist wichtig, dass wir uns der Zusammenhänge bewusst werden und sie verstehen. Wir leben nicht auf der Insel der Glückseligen, weit entfernten von allen Problemen dieser Welt. Wir sind mittendrin und ein Teil davon. Das muss jeder verantwortungsbewusste Unternehmer verstehen und einsehen. Und spätestens hier muss ihm klar werden, dass er handeln muss und kann. Wer jetzt noch nach dem Preis der CSR oder Nachhaltigkeit fragt, hat noch nicht verstanden wo unsere Probleme aber auch unsere Chancen liegen.
Es gibt kein ewiges Wachstum. Gelegentlich müssen wir eine Pause einlegen, uns umsehen und analysieren, wo wir stehen. Nach dem Einatmen kommt das Ausatmen.