CSR-Bericht/Nachhaltigkeitsbericht: Vefassen? Ja? Nein? Veröffentlichen? Ja? Nein?Teil 1: CSR-Bericht – wann?

Fragen im CSR-Management: Wissen Sie warum ich so gerne Workshops und Seminare halte? Weil es dort zu spannenden Diskussionen kommt, die unsere Sicht der Dinge immer wieder erneut auf die Probe stellen und den Blick über den Tellerrand ermöglichen. Jedes Seminar erhält ganz von allein ein Schwerpunktthema. Diesmal ging es um die beiden Fragen: Wann sollte der erste Nachhaltigkeitsbericht veröffentlich werden? und Wie nehme ich meine Mitarbeiter, Kollegen und Führungskräfte beim Thema CSR mit?

Hier in Teil 1 versuche ich eine Antwort auf die Frage nach dem Nachhaltigkeitsbericht zu geben.

Im Zuge der gesetzlichen Berichtspflicht über nichtfinanzielle Aktivitäten für bestimmte Unternehmen geraten viele Firmen, die eigentlich gar nicht betroffen sind, ebenfalls unter Zugzwang. Auch wenn das Gesetzt es nicht vorschreibt, so fühlen sie den Druck bzw. die Erwartungen bestimmter Stakeholder-Gruppen, über ihre CSR- und Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten.

Aber auch wer nicht diesen Druck verspürt, möchte häufig aus eigenem Antrieb einen Bericht erstellen. Dabei tauchen immer wieder die gleichen Fragen im CSR-Management auf: Soll ich diesen Bericht überhaupt veröffentlichen? Und wenn ja, wann? Was passiert, wenn ich es tue? Was, wenn ich es nicht tue? Genau diese Fragen haben wir im Seminar heiß diskutiert.

Bevor ich auf das Für und Wider eingehe, möchte ich nochmals in Erinnerung rufen, wofür ein Nachhaltigkeitsbericht da ist:

Zweck des Nachhaltigkeitsberichts

Er dient zwei Zwecken: Erstens, dem Nachweis über die eigenen CSR- bzw. Nachhaltigkeitsaktivitäten für externe Zielgruppen. Er wirkt also als Kommunikationsmittel und stellt den schriftlichen Beweis dar, was man macht und wie man es macht (übrigens: alle zwei bis drei Jahre ist eine Neuveröffentlichung sinnvoll; Zwischenberichte bieten sich jährlich an).

Zweitens: Bevor er aber veröffentlicht wird, erfüllt er eine viel wichtigere Aufgabe: Nämlich, die eines Mess- und Prüfinstruments. Mit seiner Hilfe misst ein Unternehmen seine eigenen Leistungen. Die Fragen nach dem was, wie, mit welcher Wirkung und mit welcher Relevanz (Wesentlichkeit) werden hier beantwortet. Dabei kommen eine Menge Daten und Fakten zusammen, die zum Vergleich dienen – dem Vergleich zum Vorjahr, als Messinstrument für die Erreichung definierter Ziele aber auch der Überprüfung, ob man mit den richtigen Stakeholdern in Kontakt ist.

Hier ist zunächst einmal unwichtig, ob er jemals veröffentlicht wird oder ob er ein rein internes Papier ist. Im Gegenteil, zunächst einmal ist es hilfreich, wenn Unternehmen den Nachhaltigkeitsbericht als ein internes Werkzeug betrachten.

Veröffentlichen – muss das sein?

Ja und nein! Überlegen Sie, welchem Zweck ein veröffentlichter Nachhaltigkeitsbericht aus Ihrer Sicht, also aus Sicht Ihres Unternehmens, dienen könnte. Geht es nur darum, dass Ihre Kommunikationsabteilung ein Thema hat, das es verwenden kann? Dann könnte es ins Greenwashing abgleiten, ohne, dass es Ihre Absicht war. Oder haben Sie die Vision, Ihre Unternehmensziele, die Ihre unternehmerische Verantwortung miteinbeziehen, aufrichtig und wahrhaftig nach außen zu transportieren?

Denken Sie daran: Ihre Stakeholder haben ein berechtigtes Interesse daran, zu sehen, welche Erkenntnisse Sie aus dem Stakeholderdialog mitgenommen haben und wie Sie diese umgesetzt haben.

Weitere im Fragen im CSR-Management:

Aber wenn wir etwas nicht oder nur unzureichend machen? Wieso sollte ich darüber berichten?

Die Antwort hängt davon ab, wieso Sie es nicht tun. Welche Gründe gibt es? Jetzt kommt die viel zitierte Transparenz ins Spiel: Begründen Sie, warum Sie eine Aktivität nicht umsetzen. Erklären Sie, verteidigen Sie sich aber nicht. Jeder von uns hat strategische Ziele, die er erreichen muss und andere, die er dafür im Laufe seiner geschäftlichen Aktivitäten ad acta legt, weil sie nicht mehr stimmig sind. Genau hierfür ist es wichtig, ein systematisches CSR-Programm zu haben. Wie in jedem anderen Bereich auch, beinhaltet es eine Strategie, die auf Erkenntnissen aus der Vorarbeit (Recherche, Stakeholderdialog, branchenrelevante Zwänge), einem Maßnahmenplan und der anschließenden Umsetzung beruht.

Mache ich mich angreifbar?

Vielleicht –  das kann passieren. Es gibt Zeitgenossen unter Ihren Stakeholdern, die es grundsätzlich nicht gut mit Ihnen meinen. Aber ganz ehrlich: Der Großteil meint es eher gut und freut sich, wenn Sie ein glaubwürdiges und ehrliches Interesse an Ihnen zeigen, das Sie transparent nach außen tragen. Keine Angst vor dem Nachhaltigkeitsbericht!

Mit Branchenkollegen sprechen wirkt Wunder!

Wenn Sie unsicher sind, wie Sie die Veröffentlichung handhaben sollen, dann sprechen Sie mit Kollegen – idealerweise aus der Branche oder zumindest aus Unternehmen ähnlicher Größe. Dort sind sie vielleicht schon über diese Diskussion hinaus und können Ihnen wertvolle Tipps geben, wie sie das Problem gelöst haben.

Und denken Sie immer daran: Sprechen Sie mit Ihren Kollegen im Unternehmen. Entscheiden Sie gemeinsam und sorgen Sie dafür, dass die zuständigen Geschäftsführer und Führungskräfte hinter dieser Entscheidung stehen. Dann können Sie auch mit Gegenwind gut umgehen

Und wie nehme ich jetzt meine Kollegen, Mitarbeiter und Führungskräfte mit?

Hier gehts zu „Brennende Fragen CSR-Management Teil 2“ – Mitarbeiter einbinden – wie?

One Comment

  • Fabian sagt:

    Jede Frage zuerst an mich gestellt und dann geschaut wie die Antworten übereinstimmen. Und ja, das machen sie wirklich fast überall!

    Ich würde sogar Selbstkritik als Must-Have für die CSR-Kommunikation nennen, eine Selbstbeweihräucherung nehmen wohl nur die wenigsten Leser ernst. Vor dem Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichtes kann man ja erst einmal rein qualitativ beginnen, eine Seite mit den häufigsten Nachhaltigkeitsfragen, die das Unternehmen betreffen, online zu stellen (FASQ). Schon allein die ehrliche Beantwortung dort hat für mich als kritischer Konsument einen großen Glaubwürdigkeitsfaktor.